Herrscherideal und Herrschaftskritik bei Philo von Alexandria: Eine Untersuchung am Beispiel seiner Josephsdarstellung in De Josepho und De somniis II
Die in der Arbeit vorgenomme Auslegung der Schriften De Josepho und De Somniis II von Philo von Alexandria liest die beiden gegensätzlichen Darstellungen der Josephfigur als Beitrag zum Herrschaftsdiskurs. Die ambivalenten Tendenzen der biblischen Josephfigur bilden für ihn den Ausgangspunkt am Beispiel Josephs, Strukturen sowohl tyrannischer als auch idealer Herrschaft zu untersuchen. Philos Kenntnis griechisch-hellenistischer Philosophie sowie sein Verständnis der Tora als göttlich inspiriertem Text ermöglicht ihm, den politischen Charakter auf unterschiedlichen Ebenen zu reflektieren. Die Spannung zwischen beiden Traktaten bleibt dabei bestehen und kann als bewusste Darstellung gelungener und tyrannischer Herrschaft gedeutet werden. Zugleich entwickelt Philo aus den Ambivalenzen der Josephfigur heraus ein Herrschaftskonzept, welches aufgrund des Toraverständnisses politisches Handeln aus Abhängigkeiten befreit und universale Handlungsvorgaben und Kontrollinstanzen aufzeigt.